5. Die Dichte kleiner sensorischer Nervenfasern im Endometrium: Eine semi-invasisve Methode zur Diagnose von minimaler und milder Endometriose
Diese Autoren kommen bei einer gezielten Auswahl von Fällen von Minimal- und milder Endometriose im Hinblick auf die Prävalenz von Nervenfasern im Endometrium bei Frauen mit Endometriose zu vergleichbaren Ergebnissen wie Al-Jefout et al. Unter gleichzeitiger Analyse neuronaler Marker erreicht die endometriale Probebiopsie in Bezug auf die Vorhersage einer pelvinen Endometriose Werte für Spefizifität; Sensitivität und Richtigkeit im Bereich von 95 bis 100%. Es müssten weitere prospektive Studien durchgeführt werden.
Literatur
Bokor A, Kyama CM, Vercruysse L, Fassbender A, Gevaert O, Vodolazkaia A, De Moor B, Fülöp V, D'Hooghe T.
Density of small diameter sensory nerve fibres in endometrium: a semi-invasive diagnostic test for minimal to mild endometriosis
Hum Reprod. 2009 Aug 18. [Epub ahead of print]
Kommentar von Ferticonsult
A. Pathophysiologie
Der Nachweis von Nervenfasern im eutopen Endometrium bei Frauen mit Endometriose und in den Endometrioseherden passt zu dem pathophysiologischen Konzept von Tissue Injury and Repair (TIAR) auf der Ebene des Uterus und der Endometrioseherde, wie es von uns vorgeschlagen wurde (Leyendecker et al., 2009; s. oben). Es handelt sich hierbei nicht um ein endometriose-spezifisches Phänomen sondern um ein Phänomen von Wundheilung schlechthin. Bei allen Verletzungs- und Wundheilungsvorgängen kommt es zum Einsprießen von sensorischen Nervenfasern ais dem umliegenden in das betroffene Gewebe. Bei Sehnenverletzungen beispielsweise sprießen die Nervenfasern und auch Blutgefäße aus dem peritendinösen Gewebe in die Verletzungstelle ein, um sich nach abgeschlossener wieder zurückzubilden. Dieses Phänomen wird auch bei der Endometriose beobachtet. Wird der inflammatorische Prozess bei Endometriose durch die Gabe von Gestagenen oder Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparate ruhig gestellt, so lassen sich im eutopen Endometrium keine Nervenfasern mehr nachweisen. Das gilt sicherlich auch für die Spontanentwicklung bei oberflächlichen Endometrioseherden, bei denen bekanntlicherweise zwischen roten, braunen und weißen Herden unterschieden wird. Die roten Herde sind floride und die weißen die in Spontanheilung befindlichen. Wie die roten Herde reich an molekularbiologischen Endometriosemarkern sind, so werden in ihnen vermutlich auch reichlich Nervenfasern gefunden. Bei Adenomyosen muss man auch zwischen floriden Wucherungen und „ausgebrandten“ Herden unterscheiden. So wurden in Adenomyoseherden von perimenopausalen Frauen keine sensoríschen Fasern gefunden, wie ja auch eine perimenopausale Adenomyose als Zufallsbefund völlig symptomlos sein kann, also ohne klinische Zeichen einer Inflammation.
B. Diagnose durch endometrial Probebiopsie
Al-Jefout et al. (s. oben) halten zur sicheren Diagnosestellung einen „starken und tiefen Zylinder“ bioptischen Materials aus dem Endometrium für erforderlich. Man kann nur davor warnen, daß dies zu einer Routinemaßnahme zwecks Diagnose einer Endometriose wird. Die Entstehung iatrogener Endometriosen wäre dadurch vorprogrammiert (siehe Zitat:
Zitat Gashaw et al., 2006
in Leyendecker et al, 2009).
Weite Teile unserer Profession würden ein solches diagnostisches Prozedere, so ist zu befürchten, allerdings begrüßen, wie an dem Pawlowschen Reflex ‚Laparoskopie, Hysteroskopie und Probebiopsie’ zu erkennen ist.
In allerkürzester Zeit wird man allerdings Spezialtampons entwickeln können, um molekularbiologisch Endometriosemarker im Menstrualblut nachzuweisen. (s. Kissler et al., 2005 in Leyendecker et al, 2009)
Prof. Dr. med. G. Leyendecker
Weitere Literatur zu endometrialen Nervenfasern bei Endometriose
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A pilot study to evaluate the relative efficacy of endometrial biopsy and full curettage in making a diagnosis of endometriosis by the detection of endometrial nerve fibers.
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