Die autologe Eizellspende
Unter dem Begriff der ‚autologen Eizellspende’ verstehen wir die Bevorratung eigener Eizellen, auf die Sie bei Bedarf zurückgreifen können. Im Prinzip handelt es sich hierbei um ein Vorgehen wie bei der üblichen Eizellspende (Oocyten-Donation). Der entscheidende Unterschied besteht darin, dass es sich um Ihre eigenen Eizellen handelt.
Der Sinn einer solchen Maßnahme erschließt sich nicht ohne weiteres. Aus diesem Grunde werden wir im Folgenden einige Situationen schildern, in denen über eine autologe Eizellspende nachgedacht werden sollte.
Endometriose
Die Endometriose ist ein Krankheitsbild, welches häufig mit Unfruchtbarkeit einhergeht. Davon betroffene Frauen haben nicht selten erhebliche Schmerzen bei der Regelblutung (Dysmenorrhoe). In zwei Drittel aller Fälle beginnt die Erkrankung während der Adoleszenz (im Jugendalter). Es handelt sich um die Wucherung von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle. Endometrioseherde treten im Bauchfell und in den Organen (Eierstöcke) des kleinen Beckens auf. Sie wachsen auch in den Gebärmuttermuskel hinein und werden dann als Adenomyose bezeichnet. Es gibt unterschiedliche Schweregrade der Erkrankung. Bei Kinderwunsch erfordert eine Endometriose in der Regel eine Behandlung durch ein Verfahren der künstliche Befruchtung (IVF oder IVF/ICSI).
Wichtig in unserem Zusammenhang sind Endometriosezysten der Eierstöcke. Sie sind die Folge von Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) in den Eierstöcken. Durch Blutungen dieser Endometrioseherde entwickeln sich im Laufe der Zeit mit altem Blut gefüllte Zysten, die Endometriome des Eierstocks (sog. Schokoladenzysten des Eierstocks). Der Gynäkologe kann sie mittels Ultraschall erkennen. Solche Zysten werden häufig per Bauchspiegelung entfernt, aber nicht selten treten Rezidive (erneute Bildung) auf. Daher berichten viele Frauen mit Endometriosezysten über mehrfach durchgeführte Operationen.
Es lässt sich nicht vermeiden, dass bei diesen Operationen auch gesundes Eierstocksgewebe verloren geht - und damit zwangsläufig Eizellen, die für den Eintritt einer Schwangerschaft benötigt werden. Junge Frauen, die mehrfach auf diese Weise operiert worden sind, haben daher einen reduzierten Vorrat an Eizellen und kommen evtl. entsprechend verfrüht in die Wechseljahre, die normalerweise erst dann eintreten, wenn die Zahl der Eizellen bei natürlichem Verlust unter einen bestimmten Grenzwert sinkt.
Manche, auch jüngere Frauen mit Endometriose haben derart ausgeprägte Beschwerden, daß nur eine ausgedehnte Operation zu einem gewissen Maß an Schmerzlinderung führt. Wenn auch bei noch bestehendem Kinderwunsch vom Operateur ein weitgehender Erhalt von funktionsfähigem Ovarialgewebe angestrebt wird, kann dies aber nicht immer garantiert werden.
Eine Frau mit Endometriose sollte sich grundsätzlich – auch wenn es schmerzlich ist – darüber im Klaren sein, dass der Spontaneintritt einer Schwangerschaft eher unwahrscheinlich ist und bei Kinderwunsch ärztliche Hilfe z.B. mittels der künstlichen Befruchtung erforderlich sein wird. Die Krankheit tritt häufig in einem Alter auf, in dem unter den heutigen gesellschaftlichen Bedingungen ein Kinderwunsch noch nicht besteht oder aus den verschiedensten Gründen noch nicht realisiert werden kann. Es ist daher sinnvoll, wenn Sie die Möglichkeit einer autologen Eizellspende mit Ihrem Arzt/Ärztin besprechen.
Fortgeschrittenes reproduktionsmedizinisches Alter
Nach dem 35. Lebensjahr kommt es zu einem kontinuierlichen Abfall der Konzeptionswahrscheinlichkeit. Dies beruht auf dem stetigen Verlust an Eizellen. Hinzu kommt, dass bei reduzierter Eierstockreserve die noch vorhandenen Eizellen in einem höheren Prozentsatz als bei jüngeren Frauen chromosomal defekt sind.
Es ist ein seit etwa 30 Jahren zu beobachtender Tatbestand, dass aus den unterschiedlichsten soziologischen Gründen die Realisierung des Kinderwunsches in das letzte Drittel der fruchtbaren Phase hinausgeschoben wird. Nicht selten fehlt dann der richtige Partner. Dies ist ein Dilemma, in dem sich viele Frauen heute befinden. Viele Patientinnen kommen mit einem ‚Alter um die 40’ in unsere Sprechstunde und müssen dann feststellen, daß eine Schwangerschaft mit eigenen Eizellen nicht mehr möglich ist, da die generative Eierstocksreserve aufgebraucht ist. Die noch vorhandenen Eizellen können zwar noch befruchtet, aber nicht mehr zu einer Schwangerschaft führen. Häufig findet sich dann auch ein erniedrigter AMH-Wert im Blut, der Ausdruck der aktuell noch vorhandenen Eizellreserve ist.
Viele Paare entschließen sich dann zu einer Eizellspende, die allerdings nur im Ausland durchgeführt werden kann. Die Schwangerschaftsrate nach Eizellspende ist sehr hoch. Bei Verwendung eigener kryokonservierter Eizellen, die möglichst vor dem 35. Lebensjahr gewonnen werden sollten, ist mit einer entsprechend hohen Schwangerschaftsrate zu rechnen.
Onkologische Erkrankungen.
Im Zuge der Behandlung einer onkologischen Erkrankung kann es trotz „Ovarprotektion“ zu einer Schädigung oder zum Verlust von Eizellen kommen. Die Kryokonservierung von Eierstocksgewebe und dessen Replantation ist immer noch in einem experimentellen Stadium. Dagegen ist die Methode der Eizellspende mit Vitrifizierung etabliert. Die Möglichkeit einer autologen Eizellspende angesichts einer onkologischen Erkrankung muss interdisziplinär mit dem behandelnden Onkologen erörtert werden.
Praktisches Vorgehen
Durch die neue Methode der Vitrifizierung verlieren kryokonservierte Eizellen nicht ihr Potential, sich nach Auftauen und Befruchtung in Blastozysten zu entwickeln, die die Voraussetzung für eine erfolgreiche Einnistung und Schwangerschaft sind.
Ovarielle Stimulation und Eizellgewinnung
Die ovarielle Stimulation kann mit Tabletten (100 mg Clomiphen über 5 Tage) oder mit täglichen Injektionen von Gonadotropinen unter einem GnRH-Agonisten oder –Antagonistenprotokoll erfolgen. Die finale Reifung der Eizellen vor der Punktion und Eizellgewinnung erfolgt durch die terminierte Injektion von HCG. Während bei der Clomiphenstimulation mit ca 6-8 Eizellen gerechnet werden kann, werden mit dem Gonadotropinprotokoll etwa 10-12 Eizellen gewonnen.
Die Follikelpunktion zur Eizellgewinnung ist ein ambulanter Eingriff unter einer Kurznarkose. Unmittelbar nach der Punktion werden die gewonnen Eizellen vitrifiziert und kryokonserviert.
Wie viele Eizellen sollten gespendet und kryokonserviert werden?
Bei autologer Eizellspende vor dem 35. Lebensjahr entwickeln sich etwa 30% der Eizellen nach Befruchtung in Blastozysten, die bei einem Zweiertransfer ihrerseits eine Schwangerschaftswahrscheinlichkeit von ca 60% aufweisen. Zwanzig vitrifizierte Eizellen führen nach Befruchtung zu etwa 6 Blastozysten. Dies ergibt die Möglichkeit von drei Zweiertransfers und einer kumulativen Schwangerschaftswahrscheinlichkeit von über 90%. Hierbei kann mit einer Zwillingsrate von 30% gerechnet werden.
Bei Kryokonservierung von etwa 30 Eizellen besteht eine ausreichende ‚Sicherheitsreserve’. Dies bedeutet, daß entweder drei Gonadotropinzyklen oder fünf Clomiphenzyklen durchgeführt werden sollten.
Besteht eine Gefährdung der Gesundheit?
Die Hormontherapie (Clomiphen oder Gonadotropine) birgt kaum Gesundheitsrisiken. Es kann (selten) zu einer Überstimulation der Eierstöcke kommen, Sie tritt dann auch nur passager auf, da kein Embryotransfer erfolgt. Die Gesundheitsrisiken durch Punktion und Narkose sind extrem gering.
Kosten
Die Kosten sind im Vergleich zur kompletten künstlichen Befruchtung gering, da keine Befruchtung mit Samenfäden und daher auch keine Eizellkultur erfolgt. Die Lagerungskosten der vitrifizierten Eizellen entsprechen denen von Samenproben oder Eizellen im Vorkernstadium.
Abschließende Bemerkung
Es ist verständlich, dass viele Frauen es für eine Zumutung halten, mit dieser Problematik konfrontiert zu werden und sich über eine Kryokonservierung eigener Eizellen Gedanken machen zu müssen. Unserer Ansicht nach sollten Sie jedoch wissen, dass es diese Möglichkeit gibt.
Ferticonsult und Kinderwunschzentrum Darmstadt (www.kwz-da.de)
Für ein Informationsgespräch machen Sie einen Termin mit uns aus.